Tinnitus- und Hyperakusisbehandlung mit Rauschgeneratoren

Trotz der Vielfalt der Therapieansätze bei Tinnitus und Hyperakusis ist in vielen Fällen eine ursächliche Behandlung nicht möglich. Dies liegt zum einen daran, dass die Ursache der Beschwerden oft gar nicht festgestellt werden kann. Innenohr, Hörnerv, Gehirn, Halswirbelsäule oder Kiefergelenk können bei einer Schädigung alle zum Symptom Tinnitus bzw. Hyperakusis führen.

Zum anderen ist eine kausale Therapie, selbst wenn die Ursache bekannt ist, in vielen Fällen nicht möglich. So z.B. ist das Innenohr so schwer zugänglich und gleichzeitig so empfindlich, dass jeder operative Eingriff das Organ nur zerstören würde. Auch sind Mikromechanik und Elektrophysiologie der Cochlea so kompliziert, dass es z.B. bei einer Schädigung der äußeren Haarzellen ziemlich abwegig erscheint, durch Laser-Bestrahlung oder Sauerstoffanreicherung etwas erreichen zu wollen. Ein Tumor am Hörnerv oder im Gehirn, der Tinnitus verursacht hat, kann zwar entfernt werden, aber der Tinnitus kann trotzdem fortbestehen.

Der erfolgversprechendste Ansatz zur Behandlung von Innenohrerkrankungen besteht wahrscheinlich in der lokalen Applikation von Medikamenten an der Membran des runden Fensters. Auf diese Weise kann die notwendige Konzentration des Pharmakons in der Innenohrflüssigkeit erreicht werden, was bei systemischer Applikation wegen der Nebenwirkungen in der Regel nicht möglich ist. Allerdings steht diese Entwicklung noch am Anfang. Wenn das Ohrgeräusch aufgrund von Fehlstellungen des Kiefergelenks oder der Halswirbelsäule entsteht, sind die Aussichten auf eine Heilung besser, weil dann orthopädische Methoden eingesetzt werden können.

Glücklicherweise kann den Patienten mit chronisch dekompensiertem Tinnitus trotzdem geholfen werden. Die Therapie zielt in diesem Fall nicht darauf ab, die Ursache des Tinnitus zu beheben, sondern darauf, die Wahrnehmung des Patienten so zu beeinflussen, dass das Ohrgeräusch nicht mehr bis ins Bewusstsein dringt. Es ist nämlich so, dass nicht jeder akustische oder optische Reiz, der von den Sinnesorganen an das zentrale Nervensystem weitergeleitet wird, auch bewusst wahrgenommen wird. Als Hilfsmittel für diese sog. Desensibilisierungstherapien werden Rauschgeneratoren verwendet.

Noiser und Masker

Inzwischen haben sich für Rauschgeneratoren die Begriffe Noiser und Masker eingebürgert. Es ist wichtig zu wissen, dass Noiser und Masker technisch gesehen exakt das Gleiche sind, nämlich Rauschgeneratoren. Der Unterschied besteht in der Einstellung der Lautstärke und in dem dahinter stehenden Therapieansatz.

Tinnitus-Retraining-Therapie mit Noisern

Bei der Tinnitus-Retraining-Therapie (TRT), die hauptsächlich von Hazell und Jastreboff wissenschaftlich untersucht und dokumentiert wurde, wird die Veränderung der Wahrnehmung nicht durch Medikamente, sondern durch mentale Übungen unter Anleitung eines Therapeuten und mit Rauschgeneratoren als Hilfsmittel erreicht. Ein wichtiger Aspekt der Retraining-Therapie ist, dass die negative emotionale Besetzung des Ohrgeräuschs, die dazu führt, dass der Tinnitus als Alarmsignal interpretiert und dadurch verstärkt wahrgenommen wird, abgebaut wird. Dieser Prozess kann mehrere Monate dauern. Nach einer erfolgreichen Tinnitus-Retraining-Therapie wird der Tinnitus auch ohne Hilfsmittel nicht mehr als störend wahrgenommen.

Für die Tinnitus-Retraining-Therapie wird der Rauschgenerator so leise eingestellt, dass das Ohrgeräusch gerade noch zu hören ist. In dieser Einstellung nennt man den Rauschgenerator einen Noiser. Durch das Hintergrundrauschen ist das Ohrgeräusch jedoch nicht mehr so dominant und kann leichter von der Wahrnehmung ausgeblendet werden. Das Rauschen kann dabei beliebig lange, auf jeden Fall jedoch während der Übungen, gehört werden.

Maskierung mit Maskern

Wenn der Rauschgenerator so laut eingestellt wird, dass der Tinnitus nicht mehr zu hören ist, spricht man von Maskierung. Der Rauschgenerator heißt dann Masker. Die Maskierung ist nur wirksam, so lange der Rauschgenerator angeschaltet ist, nach Ausschalten des Maskers ist das Ohrgeräusch wieder zu hören.

Trotzdem hat die Maskierung eine wichtige Bedeutung: wenn ein Betroffener in der Regel mit seinem Tinnitus gut umgehen kann und nur in Stresssituationen darunter leidet, kann das Maskieren des Ohrgeräuschs vorübergehend (z.B. abends nach der Arbeit) für Entspannung und Erholung sorgen.

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Bild von der Tinnitus CD bzw. Hyperacusis CD mit physiologischem Rauschen